Die Vogelwiese am Steinbruchweg

Als Kurmainz 1664 die weitere Ausdehnung des Steinbruchs am nördlichen Dorfrand (heute Steinbruchweg / Haus Alfred Roth) verbietet, wird als Grenze eine “Vogelwiese” genannt. Vogelwiesen können Fangplätze für Vögel zur Ernährung sein (sog. Vogelherd = Fangvorrichtung mit Schlagnetzen für Krammetsvögel / Wacholderdrosseln). Die Bischbrunner “Vogelwiese” könnte aber genauso auch der Übungsplatz der hiesigen Schützengilde gewesen sein. Nach dem Sprichwort “den Vogel abschießen” wurde damals und auch noch heute bei Traditionsvereinen auf hölzerne Vögel schossen. Vieles spricht für das Letztere, denn Kurmainz und auch das Hochstift Würzburg förderten, aus den gemachten Erfahrungen des 30jährigen Krieges mit plündernden Soldatenhorden, Selbsthilfegruppen in unseren Dörfern, aus denen dann die hiesigen Schützengilden des 18. Jahrhunderts entstanden.

 

Bischbrunner Schützengilde 1765

Der bisher einzige und älteste Nachweis einer “Bischbrunner Schützengilde” stammt vom 8. Juli 1765. Anlass war ein Streit, welche Schützengilde bei der damaligen Fronleichnamsprozession dem Allerheiligsten vorangehen durfte. Während die Bischbrunner Mädchen das angestammte Recht hatten, die Statue der heiligen Margareta voran zutragen, wechselten sich die Schützengilden Esselbach, Oberndorf und Bischbrunn beim Salutschießen ab. Aber es ging um die Ehre, wer vor, seitlich oder hinter dem Allerheiligsten zu laufen hatte. Die beiden Vorsteher der Gilden, Johann Weierich von Bischbrunn und Johann Kunkel von Esselbach, gerieten deshalb so ernsthaft in Streit, dass sie mit ihren Gewehrkolbenaufeinander einschlugen und der Pfarrer die größte Mühe hatte, die Fronleichnamsprozession friedlich verlaufen zu lassen, indem er den Streit zu schlichten versuchte. Am 19. Juni wurden deshalb die drei Dorfschultheißen auf das Heimbuchenthaler Gericht bestellt, um den Sachverhalt zu klären. Ursache war, und dies stellte sich schnell heraus, dass die Kurmainzischen Wappensteine in der Kirche, die die Patronatsansprüche dokumentierten, schuld waren. Zudem stand dem Bischbrunner Bürgermeister, als Kurmainzischem Bürgermeister, der vorderste Stuhl in der Pfarrkirche zu. Der Streit wurde vom Erzbischöflichen Kommissariat Aschaffenburg in der Weise geschlichtet, dass “die Schützengilden im Wechsel voran, seitlich und hinten marschieren und Salut schießen sollen.” Das war eine Maßnahme, die bereits vorher praktiziert worden war. Der Esselbacher Schultheiß nahm es gelassener und meinte, dass sowohl Kurmainz als auch Würzburg diesen Streit nicht bewusst provoziert hatten. Die “Aufschießer” aus Esselbach und Bischbrunn erkannten ihren Fehler, eine Fronleichnamsprozession entwürdigt zu haben und baten um eine gnädige Strafe.

Aus unserer heutigen Sicht könnte diese Geschichte, wenn sie nicht dokumentiert wäre, durchaus Ludwig Thoma zugeschrieben werden.

 

Der Schützengarten in Bischbrunn

Im 18. Jahrhundert, taucht erstmals der Flurname “Schützengarten” auf. Die Gemeinde war bei der damaligen Straßennamenauswahl in den 1970er Jahren so klug, die alten Flurnamen mit einzubeziehen, so dass für die hiesige Geschichtsschreibung die historischen Verknüpfungen leichter gefunden werden können. Der Übungsplatz “Schützengarten” zum Feuerschießen dürfte noch bis zu den Napoleonischen Kriegen benützt worden sein. Erst mit dem Aufbau größerer Reservistenheere in Mainz und Aschaffenburg verloren die Schützengilden in unseren Dörfern ihre Funktion.

Mit der Neugründung des Schützenvereins 1968 wurde also an eine alte Tradition auf sportlicher Ebene angeknüpft.

 

 >> Ernst Tochtermann

Schützenverein Bischbrunn 1968 e.V.